Tag 56 – Kritik als Verantwortung (Criticism as Responsibility)

30. Juli 2012

In diesem Blog möchte ich ein Verhaltensmuster aufarbeiten, das ich aktiviere, wenn jemand eine allgemeine Kritik äußert – z.B. ich finde Lady Gaga doof oder z.B. abgekaute Fingernägel gehen gar nicht oder z.B. ich würde nie einen Opel fahren – passiert es manchnmal, dass ich diese Äußerung auf mich projeziere, sie persönlich nehme und den Angsthasen-Charakter aktiviere. Im Detail meine ich damit, dass ich Angst davor habe, dass meine Umgebung mitbekommt, dass der soeben geäußerte Kritikpunkt auf mich zutrifft. Meine Körperhaltung ändert sich sofort, ich ducke mich zusammen, mein Körper spannt sich an, mein Herz fängt an spürbar zu klopfen, ich halte den Atem an, ich versuche mich zu ‚verstecken‘ und hoffe, dass niemand meine Reaktion mitbekommen hat. Ich versuche aber auch so ’normal‘ wie möglich zu wirken, eine gewisse Haltung zu bewahren, aber auch vom Thema abzulenken, oder wenn es geht der Situation aus dem Weg zu gehen, tatsächlich zu entfliehen und mich möglichst dringend mit irgend etwas anderem zu beschäftigen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe allgemeine Kritik persönlich zu nehmen und mich darin zu identifizieren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe jede Äußerung auf mich zu beziehen und mich damit zu vergleichen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich innerhalb von Äußerungen zu definieren, sodaß ich unfähig geworden sind, das Gesagte ‚einfach‘ zu hören, sondern es automatisch in-und-als mich zu projezieren und nur das zu hören, was mein Mind/Bewußtsein mir widerspiegelt.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe nicht zu erkennen, dass jede Kritik, das Spiegelbild und die Projektion derjenigen ist, die die Kritik äußern und sie damit ihre Bewertungen/ Abwertungen/ Urteile von ‚außen‘ bestätigt wissen wollen: Mind-Bewußtseins-Systeme, die sich gegenseitig bestätigen, legitimieren, am Leben erhalten wollen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe nicht zu erkennen, dass ich auf die Kritik NICHT deshalb reagiere, weil der ‚Kritiker‘ im Recht liegt, sondern weil ich ebenfalls jene Bewertungen/ Abwertungen/ Urteile bereits in-mir und als-mich abgespeichert habe.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe Angst davor zu haben, dass andere es herausfinden könnten, was ich an mir selbst kritisiere, weil ich dieses als Schwächen/ Fehler/ Unvollkommenheiten gewertet habe und ich Angst davor habe, dass andere meine Schwächen/ Fehler/ Unvollkommenheiten erkennen und kennen könnten.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe die Kritik der anderen – was praktisch ein ‚Bewertungs-System‘ ist – als wichtiger und bedeutender als das meine ‚Bewertungs-System‘ zu sehen, so dass ich mich als ‚weniger-als‘ manifestiert habe, sodaß ich Angst vor anderen ‚Bewertungs-Systemen‘ habe, Angst habe das ‚falsche‘ für ‚gut‘ oder das ‚richtige/positive‘ für ’schlecht‘ zu halten, sodaß ich Angst davor habe als ‚falsch‘ oder ’schlecht‘ als das ‚Bewertungs-System‘ selbst bewertet zu werden.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mein ‚Bewertungs-System‘ mit dem der anderen zu vergleichen und wenn nötig es zu erweitern/ anpassen/ ändern, ohne zu erkennen, dass ich aufgehört habe LEBEN zu sein, mich in Einheit und Gleichheit mit mir selber und mit allen anderen auszudrücken, sondern selbst zu einem ‚Bewertungs-System‘ geworden bin, das in Wahrheit immer die Bestätigung/ Legitimation/ Rechtifertigung für sich selber als System sucht und anstrebt.

Ich vergebe es mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich in einem Maße selbst-verurteilt und selbst-vernichtet zu haben, dass ich sogar als ‚Bewertungs-System‘ nicht mehr den anderen ‚Bewertungs-Systemen‘ standhalten kann und wann immer ’negative‘ Kritik geäußert wird, ich weg rennen und fliehen will, ohne zu erkennen, dass diese Flucht widerrum nicht vor den anderen ist, sondern viel mehr vor mir selber in-und-als diese Situation, weil ich mich meinen eigenen Bewertungen/ Urteilen nicht stellen will, nicht hinsehen will, mir nicht eigestehen will, dass ich ‚Kritik‘ in-mir und als-mich zulasse und TROTZDEM NICHTS daran ändere! also weiterhin Separation in-mir und als-mich erlaube und akzeptiere.

Ich vergebe es mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe NICHT zu erkennen, sehen und verstehen, dass das ‚Bewertungs-System‘ in Wirklichkeit Mißbrauch und Selbst-Mißbrauch ist, denn wie kann ich etwas sein, oder etwas für schlecht halten, was ich selbst BIN ? Und dass das ‚Bewertungs-System‘ oder Kritik eigentlich eine Rechtfertigung und Ausrede für die Fortdauer des zu bewertenden Punktes sind, denn Kritik oder eine Bewertung ändern NICHTS daran WAS/WER ich BIN oder WAS/WER andere SIND, viel mehr halten sie uns in einer sehr limitierten systematischen Mind/Bewußtseins-Realität gefangen, unfähig mich/uns als Schöpfer dieser Realität/Welt zu erkennen und das WER ich bin, nach einem neuen Maßstab – das nicht auf einem Bewertungs-System von negativ vs. positiv basiert und dem ‚freien Willen‘ daraus zu wählen, sondern auf der praktischen Umsetzung des Prinzips das Beste für alles Leben, wo der Mißbrauch/Selbst-Mißbrauch von LEBEN als Gesamtheit NICHT akzeptiert, toleriert, unterstützt, noch erlaubt wird.

Ich vergebe es mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe NICHT zu erkennen, dass Kritik, so wie ich sie heute lebe, ein bloßes ‚Voting-System‘ ist – eine bloße Illusion von ‚Macht‘ und ‚Kontrolle‘, in der ich mir einbilden kann, eine ‚Meinung‘ haben zu dürfen, die auf keinste Weise zu einer Besserung der heutigen Lage führen wird, noch zu einer Besserung von mir selber — ohne mir erlaubt zu haben zu erkennen, dass wahre Kritik in der Verantwortung liegt, die in mir selber anfängt, denn wenn etwas ‚Schlechtes’/’Negatives‘ tatsächlich  in-mir und als-mich existiert, wenn ich also Mißbrauch in-mir und als-mich akzeptiere und erlaube, habe ich die Verantwortlichkeit für mich selber aufgegeben und dann reicht eine bloße ‚Kritik‘ –  und mit dem Finger darauf zeigen nicht aus – denn ‚Kritik‘ ohne Verantwortung ist eine Meinung und eine Hülle ohne Leben.

Ich erkenne, sehe und verstehe, dass Kritik als Verantwortung ihren einzigen Maßstab im-und-als LEBEN trägt, was bedeutet, dass alles was nicht dem Allgemeinwohl dient, nicht das Beste für alles LEBEN ist – also auch nicht für mich, auf keinste Weise toleriert, akzeptiert, zugelassen, erlaubt, unterstützt werden kann und darf — Wahre Kritik ist das Verständnis von Einheit und Gleichheit ALLEN Lebens und die Verantwortung diese Einheit und Gleichheit auf praktische Weise anzustreben und umzusetzen.

 

Morgen folgt die Selbst-Korrektur…

 




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