Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe ‘Liebe’ und ‘Kochen’ …
Sarkasmus bedeutet beißender oder bitterer Spott. Verwandte Begriffe sind Spott, Ironie oder Zynismus. Im Vergleich gilt Sarkasmus als subtiler und doppeldeutiger, jedoch umso treffender. Das Wort selbst ist lateinisch-griechischen Ursprungs und bedeutet übertragen ‘zerfleischen’. Diese Einsicht gibt einen tieferen Einblick ins Wort, Sarkasmus zielt auf die Verhöhnung, wenn gar nicht die Vernichtung des Gegenübers.
Nun möchte ich hier nicht das Wort sprachlich erkunden, dazu kann man ein beliebiges Nachschlagewerk bemühen; ich möchte viel mehr schauen Wie und Warum ich für-und-als mich selbst das Wort auslebe. Ich habe schon eine sarkastische Ader in mir. Ich verhöhne eigentlich ganz oft die mich umgebenden Menschen. Diplomatisch ausgedrückt bin ich ziemlich taktlos.
Ich bin mir im Einzelnen nicht unbedingt gewahr darüber, was ich sage, und wie und was meine Worte in meinen Mitmenschen bewirken. Aber ‘unschuldig’ bin ich auch nicht. Ich würde sagen, ich habe mich so daran gewöhnt sarkastisch zu sein, dass es zu meiner Natur geworden ist. Möchte ich diese Natur wirklich verkörpern?
Und betrifft der Spott mit dem ich beiße tatsächlich die anderen? Oder sagt es vielmehr etwas über mich Selbst aus? Bin ich es womöglich selbst, die ich am Ende treffe und ‘zerfleische’? Warum bin ich/habe ich mich überhaupt so ‘eingestellt’, dass ich ständig unkontrolliert ‘beiße’?

http://www.deviantart.com/art/lyds-372853540
Selbst-Vergebung
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe beißenden Spott/Sarkasmus als meinen Ausdruck zu nutzen, und es so in Kauf zu nehmen, dass ich andere verletze, treffe, verhöhne oder gar ‘zerfleische’.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe es als Witz zu verkleiden, wenn ich andere verletzen, treffen, verhöhnen oder gar ‘zerfleischen’ will.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe nicht zu hinterfragen, warum ich in bestimmten Situationen zum Sarkasmus greife, was praktisch eine Waffe ist, mit der ich Krieg führe und gewillt bin zu verletzen, bzw. billigend den verbalen Mord zu begehen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe nicht zu realisieren, dass ich mit Sarkasmus meine eigenen Emotionen und Ängste für mich abgedeckt und versteckt habe, sodass ich nicht in-mich blicken musste, was in-mir selbst vorgeht, sondern dass ich sogleich im Außen ein Ziel gesucht und gefunden habe, das ich ‘bekämpfen’ wollte.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe ‘Unschuldige’ Mitmenschen für meinen Inneren Kampf als Zielscheiben zu mißbrauchen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht akzeptiert und mir nicht erlaubt habe mich in den Situationen zu verlangsamen, in denen ich den Automatismus-Sarkasmus als-mich selbst triggere und verkörpere, um genauer hinzuschauen, welche Inneren Reaktionen diesen auslösen, worauf ich da im Detail reagiere und offensichtlich meine Mitmenschen als Zielscheibe verwechsle.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht akzeptiert und mir nicht erlaubt habe zu realisieren, dass was ich da als Zielscheibe glaube zu erkennen, eigentlich nur meine eigenen Selbst-Definitionen und -Bilder sind.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe den Sarkasmus als Waffe als Witz zu tarnen, und es somit vor mir selbst zu verharmlosen, ohne zu sehen, zu erkennen und zu verstehen, dass ich damit das gesamte Vorgehen verharmlose, damit ich es vor mir selbst besser rechtfertigen kann, damit ich es vor mir selbst besser verstecken kann, was ich da eingentlich tue, und dass ich tatsächlich mit einer geladenen Waffe als mein Mundwerk herumrenne und tatsächlich eine Gefahr bin.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht akzeptiert und mir nicht erlaubt habe zu realisieren, dass der ganze Witz-Tarnmechanismus nur dazu dient, den Sarkasmus-Charakter in-mir und als-mich zu schützen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe Sarkamus mit Witz zu verwechseln, weil ich das Witzigsein/Gewitztsein als etwas Positives betrachte, und mich darin als besser, klüger, schlauer oder scharfsinniger als meine Mitmenschen erleben kann.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe es als positiv anzusehen, wenn ich noch geschickter doppledeutig und subtil Verletzungen als Witz tarnen kann.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe Beziehungen zu meinen Mitmenschen in ein Schlachtfeld zu verwandeln, auf dem nur eine Regel gilt, wer nun ‘gewitzter’ den Anderen treffen möge, um als Sieger darzustehen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe ein Spiel daraus zu machen, die Schwächen des Anderen gegeneinander auszuspielen, ohne zu sehen, zu erkennen und zu verstehen, wie tödlich das Spiel letztenendes ist, weil es tatsächlich auf die Verhöhnung als Vernichtung und Zerfleischung des Gegenübers abzielt, und weil es überhaupt nicht dazu beiträgt uns als Mitgeschöpfe gemeinsam dabei zu unterstützen unser höchstes Potenzial als uns Selbst zu erkennen und zu verwirklichen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe meine Worte als Waffen einzusetzen und noch schlimmer, diese Waffen vor mir selbst als Witz zu verharmlosen, anstatt zu sehen, zu erkennen und zu verstehen, dass ich meine Worte als echte Bausteine verwenden kann, die konstruktiv dazu beitragen können uns als bessere Wesen zu verwirklichen. Darin vergebe ich mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe meine Worte und meinen Ausdruck zu verschwenden und zu mißbrauchen.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es nicht akzeptiert und mir nicht erlaubt habe zu erkennen, dass meine Angriffe und Beißereien im Äußeren, mögen sie noch so gewitzt und getarnt sein, tatsächlich mein eigenes Inneres Abbild sind, die deutlich machen, wie sehr ich in-mir und als-mich selbst unzuFRIEDEN bin, und dass ich es nie gewagt habe in mich zu blicken und die Emotionen zu erkunden, die mich zu dem Wesen gemacht haben, das ich heute verkörpere.
Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe den Sarkasmus als einen Unterdrückungs-Mechanismus zu mißbrauchen, um mich nicht meinen eigenen Emotionen und Ängsten – meiner destruktiven Seite – stellen zu müssen.
Ich sehe und erkenne das Potenzial darin, den Sarkasmus-Charakter ein für alle Mal in-mir und als-mich zu erkunden, die Mechaniken und Abläufe zu verstehen, und die selbst-zerfleischenden Automatismen zu entlarven, zu löschen und mich so zu verändern, dass ich ein besseres Wesen sein kann, das nicht Worte als Waffen sondern als Bausteine für ein geläutertes Ich und konstruktive Beziehungen zu Mitmenschen einsetzt – und so zum Aufbau und nicht zu Zerstörung beiträgt.