Tag 399 – Wie verbessere ich die Beziehung zu meinem Kind? – 3

10. September 2015

Dieser Blog ist eine Fortsetzung, für Kontext/Verständnis empfehle ich der Reihe nach zu lesen:
Tag 397 – Warum mag ich mein eigenes Kind nicht?
Tag 398 – Warum mag ich mein eigenes Kind nicht? – 2

Wie gehe ich nun mit diesem Gedanken um – mit einem Gedanken, der einen ‘Inneren Konflikt’ in-mir und als-mich in Bezug zu meinen Kind erschafft?

Wie in den vorangegangen Blogs besprochen, ist es wichtig auch den größeren Kontext zu betrachten. Ich habe erklärt, wie scheinbar kurze, unwichtige Gedanken doch längerfristig die Beziehung zum Kind beeinflußen – sie formen über Zeit unser Verhalten und unsere Handlungsweise. Es sind jene kleinen Augenblicke, in denen bestimmte Gedanken auftauchen, die uns auf die eine oder andere Weise reagieren lassen, auch wenn wir dies nach Außen (scheinbar) nicht zeigen und die wir in unseren Ansichten oft ignorieren.

In meinem täglichen Umgang mit meinem Kind, war einer meiner dominierenden Gedanken, dass ich eigentlich etwas ‘besseres’ zu tun hätte. Ich könnte behaupten, dass ich diesen Gedanken nicht ausgelebt habe, ich tat trotzdem, was ich als Mutter zu machen hatte. Die Frage bleibt, ist dieser Gedanke deshalb weniger ‘wirksam’? Bleibt er wirklich ‘unsichtbar’? Wenn ich mein Verhalten selbst-ehrlich betrachte, bleibt es trotzdem nicht unbeeinflußt. Ich bin dann zb. ungeduldig oder reagiere gereizt. Und ist es nicht dasselbe Verhalten, das zb. Teenager Jahre später ihren Eltern entgegenbringen? “Was will die Alte den schon wieder?” haha

Ich möchte in diesem Blog eine konkrete Anleitung geben, wie ich mit einem solchen Gedanken umgehe. Diese Vorgehensweise ist beispielhaft dafür wie ich im Allgemeinen mit allen meinen Gedanken umgehe.

Die Antwort ist Selbst-Vergebung. Ich schaue mir den Inhalt des Gedankens an und vergebe mir Selbst alle Bestandteile, die nicht konstruktiv sind, die nicht zu meinem Wohle und nicht zum Wohle des Kindes sind. Ich schaue mir an, WIE der Gedanke zu Stande kam, welche Urspünge dieser Gedanke hat, WARUM ich es denke, wie es dazu kam, dass ich diesen Gedanken erschaffen und in-mir abgespeichert habe, aber auch die Folgen, die dieser Gedanke mit sich bringt.

Anschließend formuliere ich eine Verhaltensänderung, die ich fortan lebe. Es ist eine Art praktische Anleitung, wie ich mich in Zukunft entscheide zu handeln, wenn ich in dieselbe Situation komme.

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Und es geht auf folgende Weise:

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe, während ich mit meinem Kind zusammen bin, den Gedanken, dass ich etwas ‘besseres’ zu tun hätte, in-mir und als-mich zuzulassen und mich mit diesem Gedanken zu identifizieren.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es mir nicht erlaubt habe zu realisieren,  wie dieser Gedanke meine Handlungsweise bedingt und beeinflußt, weil ich dann ungeduldig, verspannt und leicht gereizt werde.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es mir nicht erlaubt habe zu realisieren, wie ich dann beeinflußt von diesem Gedanken unnötige zusätzliche Konflikte mit meinem Kind erschaffe, weil Kinder feinsinnig sind – oft viel feinsinniger als wir Erwachsenen – und sie sehr wohl merken, dass mit mir/uns irgend etwas nicht stimmt.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es mir nicht erlaubt habe zu realisieren, dass Reaktionen meines Kindes – wie Trotz und Widerwille – eigentlich mein Spiegelbild ist, und dass mir mein Kind mit seinem Verhalten aufzeigt, WAS, WIE und WER ich innerhalb der Beziehung zu meinem Kind bin.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es mir nicht erlaubt habe zu realisieren, dass ich dieses Verhalten von meiner Mutter kopiert und übernommen habe, die eine ‘gestresste Alleinerziehende’ war, und die alle Aufgaben alleine zu erledigen hatte, zb. Arbeit, Einkauf, Kochen, Waschen, Putzen, Hausaufgabenbetreuung usw.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es mir nicht erlaubt habe zu realisieren, dass ich mit diesem Verhalten – der Erbsünde gleich – wiederum meinem Kind das weitergebe und vererbe, was ich selbst erfahren habe: eine ‘getresste Mutterrolle’.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich innerhalb von Gedanken zu spalten, von dem was HIER ist, mich und meinem Kind, einer gemeinsamen Zeit, und stattdessen in Gedanken in eine scheinbare ‘Zukunft’ zu wandern, wo ich mir andere Aufgaben vorstelle, die ich noch zu erledigen hätte – ohne zu realisieren, dass ich nichts ‘reales’ mache, ich bin weder wirklich mit meinem Kind zusammen, noch erledige ich wirklich andere Sachen.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe meine Planungslosigkeit an meinem Kind auszuleben, dh. dass ich es versäumt habe konstruktiv und effektiv meine Zeit einzuplanen, so dass die gemeinsame Zeit mit meinem Kind von einer Qualität ist, die mich und mein Kind unterstützt und fördert und uns als zwei Wesen näher bringt.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu vergessen, dass die Zeit mit meinem Kind ‘wichtig’ ist die Beziehung zu und miteinander zu hegen und zu pflegen, und dass diese Beziehung letztenendes das ist, worauf es im Leben ankommt und nicht das, was ich als ‘Mutter’ ‘erledigt’ habe.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu vergessen, dass mein Kind, genauso wie jedes andere Kind, ein LEBENDIGES WESEN ist, und dass ich auch wenn es eine bestimmte Zeit dauern wird, bis es einmal selbst für sich entscheiden kann, ich genau das zurück ‘bezahlt’ bekomme, was ich ‘investiert’ habe und somit meine Erziehung sogar über unsere individuelle Beziehung hinaus geht, weil die Beziehung zwischen der Mutter/Eltern und dem Kind die Grundlage für alle späteren Beziehungen bildet.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe die Beziehung zu meinem Kind innerhalb einer ‘Mutterrolle’ zu entfremden und zu entwerten, und damit mich Selbst und mein Kind.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu vergessen, dass eine Beziehung zu einem anderen Menschen, die aufrichtig, offen und angstfrei ist, eines der wertvollsten Sachen auf der Erde ist, weil Beziehungen die eigentlichen Grundbeiausteine unserer Gesellschaft sind, und dass ich auch darin eine Verantwortung mir Selbst gegenüber, meinem Kind und der Gesellschaft als ganzes trage, weil die Erziehung eines Kindes auch die Erziehung der folgenden Generation ist – und nur Menschen, die aufrichtig, offen und angstfrei sind, können eine Welt (mit)gestalten, die aufrichtig, offen und angstfrei ist.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu vergessen, dass ich mein Kind sehr wohl dem Alter entsprechend in meine anderen Tätigkeiten als Mensch einbinden kann, und dass ich auf diese Weise meinem Kind auf eine direkte und praktische Weise beibringen kann, was es bedeutet auf dieser Erde als Mensch zu leben.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu denken und zu glauben, dass ein Kind eine ‘Hürde’ ist, sodass ich vergessen habe, was es bedeutet als Mensch innerhalb einer Menschen-Gruppe auf der Erde zu leben =  wenn alle individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen in Einheit und Gleichheit betrachtet werden und ein gemeinsamer Nenner gefunden und gelebt werden kann.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe die Lernfähigkeit und die Verantwortlichkeit meines Kindes zu unterschätzen und damit sein Potential zur Entwicklung und zum Wachstum nicht voll zu entfalten, weil ich mich Selbst überfordert und nicht mein Potential als Mensch als Mutter gelebt habe.

Ich vergebe mir Selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich Selbst und das Wesen, das ich erschaffen/geboren habe, innerhalb eines Konstruktes der Rollen von Mutter und Kind zu beschränken und zu limitieren, obwohl wir doch vieles mehr sind und sein könnten – zwei LEBEWESEN auf diesem Planeten Erde, die das Geschenk einer gemeinsamen Zeit und Erfahrung miteinader erforschen und erleben dürfen.

Im nächsten Blog werde ich meine Anleitung zur Verhaltenskorrektur festlegen..



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