Tag 396 – Kinderwunsch

26. Mai 2015

Als ich vor ca. 7 Jahren schwanger geworden bin, schien es die Erfüllung meiner Träume zu sein. Ich bin damals 30 geworden, und meine biologische Uhr tickte immer lauter. Ich fühlte mich sehr, sehr alt, so alt habe ich mich seit dem nicht mehr gefühlt – lol. Plötzlich wollte ich unbedingt ein Kind haben. Ich konnte nicht auf Anhieb schwanger werden und so hatte ich eine Menge Zeit, in meinem Bewußtsein/Mind eine alternative Realität/eine Fantasiewelt zu entwickeln. Ich habe monatelang an Gedanken-Prozessen teilgenommen, in denen ich mir vorgestellt habe, wie es wäre ein Kind zu haben. Es war einfach das Schönste was ich mir hätte ausdenken können – ein süßes, niedliches, kleines Gesichtchen, zart und weich anzufassen, knuddlig, friedlich in meinen Armen ruhend, lächelte mich in meinen Vorstellungen an. Es schien die Antwort auf alle meine Fragen zu sein, das fehlende Puzzleteil, das meine Existenz vollenden würde. Meine Motivation ein Kind zu bekommen basierte gänzlich auf diesen Vorstellungen und den Gefühlen bzw. Ängsten, die ich bei diesen Vorstellungen generierte, zb. die Angst, dass ich für immer kinderlos bleiben würde. Ich hatte bis dahin nur wenige reale Erfahrungen mit Babies gemacht. Was es wirklich bedeutet ein Kind zu haben, wußte ich nicht und war auch nicht darauf vorbereitet.

kinderwunschMeine Vorstellungen und Erwartungen haben sich nicht bestätigt. So sehr die Vorstellung von einem Baby/Kind positive Gefühle in mir generierte, so negativ war die darauf folgende Erfahrung. Mich 24/7 um einen anderen Menschen kümmern zu müssen, nicht mehr ‘frei sein’ und wie/wenn/was ich will machen zu können, stürzte mich in tiefe Verzweiflung. Ich hatte das Gefühl mein Leben aufgeben zu müssen. In meinen Träumen erfüllte mich ein Kind vollkommen. In der Wirklichkeit nicht. In der Wirklichkeit erlebte ich das Kind nicht als Erfüllung sondern eher wie Arbeit.

Ich habe mich noch nicht mit diesem Muster auseinander gesetzt. Die reine ‘Vorstellung’ eines kleinen, süßen Babies generiert positive Energien in meinem Bewußtsein, wenn ich jedoch junge Mütter in realen Lebenssituationen sehe, reagiere ich ziemlich negativ darauf – ich sehe Frauen, die sich aufgegeben haben, denen so etwas wie ein ‘ich’ fehlt; Kinder haben/Babies aufziehen, kommt mir anstrengend und belastend vor, eine Zeitverschwendung und Versklavung der Frau, etc.

Ich habe neulich felsenfest behauptet, die Entscheidung getroffen zu haben, keine Kinder (mehr) haben zu wollen. Mir ist klar geworden, dass es keine ‘echte Entscheidung’ war, weil es immer noch ‘Energie’ ist, die da aus mir sprach. Ich bin einfach in die Polarität gewandelt. Es war immer noch die ‘negative’ Erfahrung, die ich in Bezug auf junge Mütter verspüre, die mich hat ‘wählen’ lassen; Und eine ‘echte Entscheidung’ hat nichts mit ‘Wahl’ zu tun. Eine ‘echte Entscheidung’ basiert auf der Betrachtung ALLER Beteiligten zum Wohle ALLER Beteiligten, mit einer persönlichen Befindlichkeit hat dies nichts zu tun.

Die Entscheidung für oder gegen ein Kind würde demnach noch viel mehr beinhalten, als was ‘ich’ darüber denke. An erster Stelle müßte das Leben des Kindes selbst in Betracht gezogen werden, weil ein Neues Leben ‘ungefragt’ erschaffen werden würde. Die Stabilität der Beziehung, genetische Kompatibilität, finanzielle Sicherheit, sogar die politische Lage eines Landes spielen heute eine Rolle würde ich sagen, die Erziehungsvorstellungen usw. – Punkte wie diese und viele mehr müßten betrachtet und erwogen werden. Ein Kind verändert das Leben der Eltern für immer. Kinder verändern auch die Zukunft unserer Gesellschaft. All dies müßte in die Entscheidung miteinbezogen werden.

Meine scheinbare ‘Entscheidung’ war ein Moment in dem ich erkannt habe, dass mein Kinderwunsch nie ‘real’ war und ist. Und dass ich tatsächlich KEINEN Kinderwunsch mehr in-mir und als-mich akzeptiere und erlaube. — Ich will kein Kind mehr unbedingt haben wollen. Ich glaube nicht, dass mir ein Kind fehlt. Ich glaube nicht, dass mich ein Kind erfüllen oder glücklicher machen kann. Ich glaube nicht, dass ein Kind eine Beziehung besser macht. Ich glaube nicht, dass ein Kind einer Beziehung einen Sinn gibt. Ich glaube nicht, dass ein kinderloses Leben ‘schlechter’ als ein Leben mit Kindern ist.

Ich brauche einfach KEIN Kind, um mich bzw. meine Beziehung zu erfüllen und meinem Leben einen Sinn zu geben.
Aber ich habe noch einige ‘negative Energien’ in-mir in Bezug auf Kinderkriegen und Muttersein. Meine selbstgerechte Pseudo-Entscheidung zeigt es deutlich auf. Ich werde mir diese Energien im nächsten Blog anschauen….



Post a new comment

Copyright © 2012-2015 AGA | All rights reserved.