Wie ‘unschuldig’ ist man eigentlich, wenn man eine Reaktion im Gegenüber auslöst, wenn eine Reaktion …
Ich hatte heute einen ereignisreichen aufregenden tag. mir ist bis jetzt nicht aufgefallen, dass ich heute ein muster zwei mal wiederholt habe. am morgen und auch später am nachmittag. ich habe bis eben keine verbindung gesehen, weil es zwei unterschiedliche situationen waren, jedoch war meine selbst-erfahrung exakt dieselbe. ich war sehr aufgeregt. in meiner aufregung habe ich meine selbst-sicherheit ‘verloren’, beim sprechen war meine stimme nicht stabil und hat gezittert, mein herz hat schneller geklopft, ich war verspannt. ich hatte früher viel öfters diese zustände erfahren, war ich doch jedesmal ‘nervös’, wenn ich es zum beispiel mit einer ‘autorität’ zu tun hatte. ich hatte dies fast täglich in der arbeit erfahren. mit dem verlauf meines prozesses haben sich einige dieser erfahrungen komplett aufgelöst. heute hatte ich nun eine neue instanz dieser erfahrung. es ist wohl an der zeit die nächste dimension abzulaufen. und wäre dies heute nicht gleich zwei mal hintereinander passiert, wäre mir die systematik womöglich nicht aufgefallen und ich hätte die aufregung leichter rechtfertigen können, denn – und das ist das spannende heute gewesen – beiden situationen waren gewissermaßen so ausgelegt, dass es mir ‘nicht einfach’ gemacht worden ist, im sinne von, dass ich in beiden situationen auf widerstand gestoßen bin. ich habe in beiden fällen ablehnung erfahren.
und hier sehe ich den punkt: wie verhalte ich mich, wenn ich auf unverhoffte ablehnung stoße? wenn mein vorhaben nicht erwünscht abläuft. und es war nicht einmal so, dass ich in konkreter form auf zuspruch gehofft habe oder, dass es leicht wird. es ist viel mehr diese grundsätzliche annahme, dass alles schon laufen wird. es ist diese gewohnheit: dem system, dem automatismus zu vertrauen. wir rechnen nie damit, dass ‘schwierigkeiten’ unverhofft auftauchen. und in dem augenblick wo sie tatsächlich aufgetaucht sind, habe ich meine ‘fassung’, meine selbst-sicherheit verloren. B. sagte einmal, “wenn man etwas ändern kann, ist es nicht ‘real’” diese aussage ist sehr spezifisch. die änderung meiner ‘verfassung’, im augenblick als ‘schwierigkeiten’ aufgetaucht sind, ist ein paradebeispiel. war meine selbst-sicherheit je ‘real’, wenn doch nur EIN punkt (schwierigkeiten) ausgereicht hat, um sie zu ‘vernichten’ bzw verändern?
welche art von selbst-sicherheit muss ich als mich selbst etablieren und aufbauen, wenn sie sogar in ‘unverhofften’ situationen/schwierigkeiten ‘real’ ist und sich nicht einfach in luft auflöst? wie mache ich selbst-sicherheit ‘real’?
ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe, an mir selbst zu zweifeln, als ich nicht einen automatischen zuspruch in meiner umwelt/ in meinen mitmenschen erfahren habe.
ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe meine selbst-sicherheit in separation von mir selbst, in meiner umwelt/in meinen mitmenschen zu verankern, sodass ich meine selbst-sicherheit abhängig von dem zuspruch meiner umwelt/meinen mitmenschen gemacht habe, ohne zu realisieren, dass es dann keine echte und reale selbst-sicherheit ist – sondern sowas wie fremd-sicherheit.
ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu hoffen, dass ich eine automatische selbst-sicherheit aufbauen kann, was ziemlich unehrlich ist, weil ich wiederum ein system kreieren würde, ein neues system, das einfach der gegensatz zu meinem selbst-unsicherheit-programm wäre.
ich vergebe mir selbst, dass ich es mir nicht erlaubt habe zu realisieren, dass reale selbst-sicherheit ein prozess ist: die beziehung zu und mit mir selbst, die ich in jedem augenblick lebendig (also innerhalb jeden atemzuges) ausdrücken muss, und es NICHT einfach so automatisch passiert.
ich wage nun einen neuen blick auf die erste instanz meiner heutigen erfahrung, was hätte ich heute morgen anders machen können? und was ist tatsächlich abgelaufen? ich bin unerwartet auf ‘schwierigkeiten’ gestoßen. und anstatt die lage neuzubewerten und eine praktische lösung zu finden, habe ich es mir erlaubt meine selbst-sicherheit zu ‘verlieren’ und habe die situation und den menschen vor mir ‘verurteilt’. ich habe mich zum subjekt degradiert. ich war nicht mehr der herr der lage – die eigentlich MEINE LAGE – mein SELBST ist. ich habe einen konflikt, anstatt eine lösung kreiert. die fronten haben sich noch mehr verhärtet.
und am nachmittag? die situation war einwenig anders. hier war es so, dass ich direkt unverhofft ‘angegriffen’ wurde. ich könnte sagen, dass mir das system es noch einfacher gemacht hat. ‘was machst du nun, wenn du nicht nur keinen automatischen zuspruch bekommst, sondern gleich eine direkte ablehnung?’ ich habe diesen ‘angriff’ ‘persönlich’ genommen, und war wiederum nicht mehr der herr der lage – meiner SELBST. mein anfangspunkt war dann ‘abwehr’. aber das ist das faszinierende an der ‘abwehr’ – damit legitimisiere ich bloß den ‘angriff’. wenn ich meine ‘fassung’, meine selbst-sicherheit ‘verliere’, bestätige ich den ‘angriff’. ich biete eine ‘angriffs-fläche’. hier habe ich es mir erlaubt auf den ‘angriff’ zu reagieren. anstatt wiederum die lage zu bewerten und eine lösung zu finden. wenn ich auf einen ‘angriff’ reagiere, nehme ich ihn immer persönlich, und projeziere damit mich Selbst hinein. dabei muss der angriff nicht mal persönlich gemeint worden sein. und das war er heute ganz sicher nicht. ich habe mir jedoch selbst die möglichkeit abgesprochen, den angriff als das zu sehen, was er wirklich war. ich hätte mit leichtigkeit diesen angriff steuern können, und die punkte darin schritt für schritt adressieren können.
ich realisiere, dass ich meine selbst-sicherheit weiter entwicklen und aufbauen muss. ich muss sie lebendig innerhalb eines jeden atemzuges ausdrücken.
ich verpflichte mich, mich dabei zu unterstützen und zu fördern, eine reale selbst-sicherheit in-mir und als-mich zu verankern, die nicht in abhängigkeit zu meiner umwelt/meinen mitmenschen begründet ist, sondern auf dem vertrauen und der zuversicht, die ich innerhalb der beziehung zu und mit mir selbst aufbaue. was praktisch bedeutet, dass ich mich in gewahrsein – ohne mentale/bewusstseins-prozesse HIER zum WOHLE VON ALLEN selbst-bestimmend lenke und steuere.
ich verpflichte mich, nicht mehr automatisch und automatisiert externen zuspruch zu erwarten bzw. zu erhoffen. diese welt, die systeme der ungleichheit, die wir akzeptiert, erlaubt und/oder direkt aufgebaut haben, sind auf dem Weg zur Gleichheit – es WERDEN noch mehr schwierigkeiten auftauchen, es wird noch mehr unverhoffte angriffe/konflikte geben – ich kann nicht jedes mal die ‘fassung’ verlieren und nervös werden, weil eine ‘wolke am himmel’ auftaucht.
ich realisiere die ‘kunst des prozesses’ : manifestierte punkte nicht ‘persönlich’ zu nehmen und sie doch ALS SICH SELBST abzulaufen, um sie korrigieren zu können.
ich verpflichte mich etwaige ‘angriffe’ nicht persönlich zu nehmen, bzw. meine ‘persönlichen’ reaktionen möglichst effektiv an ort und stelle mir selbst zu vergeben und mich sofort physisch neuauszurichten, damit ich mich im verlauf meines prozesses zu einem realen LEBENDIGEN BEISPIEL entwickeln kann, und ich nicht jedesmal in meine ‘persönliche’ bewusstseins-blase zurückbefördert werde, wo ich praktisch ‘ohnmächtig’ bin, irgendeine reale VERÄNDERUNG des Systems als ganzes herbeizuführen.