Tag 79 – Übersehen werden (Being overlooked)

24. September 2012

Dieser Blog ist eine Fortsetzung der letzen zwei Tage:

Heute ist eine Erinnerung aufgetaucht, die im Zusammenhang mit meinem ‚Angst vor Ablehung‘-Charakter steht. Ich weiß nicht mehr genau wie alt ich war, zwischen 7 und 10 Jahr alt. Ich habe in der Schulkantine am Ausgabefenster auf meine Portion Essen gewartet. Wir hatten kein Buffet, keine Auswahl, das Tagesmenü wurde uns durch eine kleine Wandöffnung serviert. Als ich an der Reihe war, mein Essen in Empfang zu nehmen und die Küchenfrau mir einen ziemlich üppig belegten Teller entgegenstreckte, reagierte ich im ersten Moment überrascht, das freundliche Lächeln der Frau und der wohlwollende Blick waren neu. Ich streckte meine Kinderhände voller Freude zum Teller entgegen, um dann wie von einem Blitzschlag getroffen feststellen zu müssen, dass diese Extra-Portion für einen Lehrer gedacht war, der direkt hinter mir stand und den ich bis dahin nicht bemerkt habe. In diesem Augenblick wünschte ich im Boden verschwinden zu können, mein Gesicht lief vor Scham rot an und ich hoffte, dass niemand meine Verwechselung wahrgenommen hatte. Ich plagte mich mit Gedanken, wie naiv ich doch war zu glauben, dass dieses zuvorkommende Verhalten mir entgegengebracht würde.

Diese Erinnerung ist ein wichtiger Baustein und Spiegel meiner Ängste: Angst übersehen zu werden, Angst nicht wichtig genug zu sein, Angst am falschen Ort und zur falschen Zeit zu sein, Angst verwechselt zu werden, Angst enttäuscht zu werden, Angst das Falsche zu machen, Angst deplaziert zu sein, Angst vor Demütigung etc.

Ich vergebe mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich mit der Emotion der Scham und Demütigung indetifiziert zu haben, als ich festgestellt habe, dass der Teller nicht für mich gedacht war, sondern für den Lehrer hinter mir.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich innerhalb dieser Situation zu definieren, indem ich glaubte weniger Wert zu sein, weil der Teller so üppig belegt war, und ich somit glaubte, dass ein Lehrer viel wichtiger ist, wenn er so zuvorkommend behandelt wird.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe es persönlich zu nehmen, wenn ich sehe, dass jemand zuvorkommend behadelt wird, und ich mich dann mit dieser Person vergleiche, und den Wert einer Person darin definiere, wie zuvorkommend jemand behadelt wird.

Ich vergebe es mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe das Werte-System der Erwachsenen zu kopieren, indem ich den Glauben übernommen habe, dass wertvolle Personen eine zuvorkommende Behandlung VERDIENEN.

Darin vergebe ich mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe zu glauben, dass man sich seinen ‚Wert‘ erst verdienen muss, und dass die Ausgangssituation eines jeden Menschen die von absoluter Ungleichheit ist. Und dass solange ich mir meinen ‚Wert‘ nicht verdient habe, ich wertlos bin und deshalb übersehen werde.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe mich dafür zu schämen, dass ich geglaubt habe, dass ich ‚grundlos‘ zuvorkommend behandelt werden könnte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe Angst davor zu haben, dass jemand feststellen könnte, dass ich so naiv bin zu glauben, dass jemand ‚grundlos‘ zuvorkommend behandelt werden könnte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe nicht zu erkennen, dass wenn ich Zuvorkommenheit als eine gesellschaftliche Verhaltensnorm kopiere, übernehme und auslebe, ich damit die Ungleichheit erschaffe und vorantreibe, weil wenn jemand zuvorkommend behandelt wird, andere/viele mit weniger Bedacht behandelt werden müssen – und wir damit eine Polarität erschaffen, wo viele keine Beachtung finden und einfach übersehen werden, damit einige wenige Privilegien genießen können.

Ich vergebe es mir, dass ich es akzeptiert und mir erlaubt habe, diese Erfahrung als eine Erinnerung in-mir und als-mich abgespeichert zu haben, und mich darin definiert zu haben, und sie immer wieder zu durchleben, wann immer ich glaube als wertlos behandelt zu werden, oder wann immer ich glaube übersehen zu werden, ohne mir erlaubt zu haben zu erkennen, dass ich es doch bin, die das ganze Glaubensgerüst aufrechterhält, akzeptiert und zulässt.

Wann immer ich gewahr werde, dass ich mir deplatziert vorkomme, oder mich als wertlos behandelt fühle, übersehen werde – stoppe ich mich und atme tief durch – ich erlaube es mir zu realisieren, dass ich dabei bin eine Erinnerung aufleben zu lassen und einen Charakter zu aktivieren, weil ich es zugelassen und mir erlaubt habe mich innerhalb eines Wertesystems zu definieren, das auf dem Irrglauben beruht, dass der Wert eines Menschen verdient werden muss.

Ich verpflichte mich aufzuzeigen, dass der Wert eines Menschen – eins und gleich mit dem LEBEN selbst – unantastbar ist.

Ich verpflichte mich allle Polarität in Behandlung von meinen Mitgeschöpfen zu stoppen und alles LEBEN gleich zu behandeln.

Ich verpflichte mich Zuvorkommenheit als die Realisation zu leben, dass jedes Lebewesen, Pflanze, Tier oder Mensch eine Behandlung verdient, die ich mir für mich selbst wünsche.

Ich verpflichte mich aufzuzeigen, dass Privilegien die Böse Natur des jetzigen Menschen spiegeln, und dass kein Frieden existieren kann, solange wir es uns erlauben uns in wertvolle und unwertvolle Mitglieder dieses Planeten aufzuteilen.

Ich verpflichte mich nicht mehr darin zu definieren, wie andere mich behandeln, noch welchen Wert sie mir nach ihrem Maßstab geben, ich erlaube es mir zu realisieren, dass die Maßstäbe unseres Bewertungssystems die Erde in einen Ort verwandelt haben, wo Millionen Hunger leiden, damit einige wenige nicht mal wissen, was sie mit ihrem Geld anstellen können.

Ich verpflichte mich meinen Prozess weiter voranzuschreiten, und aufzuzeigen dass das Equal Money System, das einzige System ist, dass völlige Wertgleichheit allen Lebens gewehrleistet und deshalb unsere einzige Chance ist – Himmel auf Erde zu kreiren.

Bildgestaltung: Matti Freeman
Facebook: http://www.facebook.com/MattiFreeman
Website: http://www.matterfreeman.com/
Soundcloud:
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